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Das Eichhörnchen im Hof

Kabel 01, Württembergischer Kunstverein Stuttgart Fotografie: Johannes Sylvester 2022 aus der Serie „Kabel“ (Flickr)

Das Eichhörnchen im Hof

Immer wieder, wenn ich eine Pause mache und dabei aus dem Fenster schaue, sehe ich ein Eichhörnchen. Die Beobachtungen und Gedanken, die ich mir dazu mache, habe ich heute in einem Blogartikel von Jason Fried wiedergefunden. Hier meine wortgetreue Übersetzung:

Ich habe neulich viel Zeit damit verbracht Vögel zu beobachten, Eichhörnchen und Insekten. Natur hat mich schon immer fasziniert und je mehr ich beobachte, um so mehr entdecke ich.

Eine Sache, die ich entdeckt habe ist, daß Vögel, Eichhörnchen und Insekten ganz oft anfangen und anhalten. Sie sind irgendwohin unterwegs und wie sie dorthin gelangen, dabei spielt die Umgebung eine große Rolle.

Beobachte ein Eichhörnchen auf dem Weg zu einem Baum. Selten rennt es von Punkt A (momentaner Ort) zu Punkt B (dem Baum). Es rennt mit Unterbrechungen. Fängt an und hält. Schaut sich um. Rennt etwas weiter. Hält an. Schaut sich um. Erfasst den Moment, nimmt die Umgebung auf, die Situation und den größeren Zusammenhang. Manchmal ändert sich der Weg abhängig davon, was jetzt zwischen dem aktuellen Ort und dem wahrscheinlichen Ziel liegt. Manchmal ist es einfach mehr vom Selben. Aber es gibt immer einen Anfang, ein Anhalten, eine Bewertung und dann, was als nächstes kommt.

Es geht von Jetzt zu Jetzt zu Jetzt. Es geht nicht von Jetzt zu Später.

Ich sehe das selbe verhalten bei allen Arten von Insekten. Genauso bei Vögeln auf dem Boden. Neben der Migration, tun es Vögel auch in der Luft – anhalten um auszuruhen, zu beobachten und um zu entscheiden wie es weitergeht, bevor sie sich zum nächsten Halt aufmachen. Zum nächsten Jetzt.

Es erscheint mir ziemlich natürlich. Es macht Sinn. Wähle eine Richtung, sei zu einem ungefähren Ort hin unterwegs und bewerte dabei regelmäßig neu. Laß den Zusammenhang den Weg bestimmen. Da ist ein Ziel im Kopf und fast kein Plan, wie dorthin gelangen. Die Eichhörnchen gelangen dorthin, in dem sie eine Serie von unabhängigen Momenten aneinander reihen.

Sie gehen weit mit wenig vorwärts Gehen, immer wieder und wieder. Wie beim Zinseszins, allerdings mit Bewegung.

Es ist eine ehrliche Art anzukommen.

So haben wir unsere Firma 37signals schon immer geführt. Und so schlage ich anderen vor ihre auch zu führen. Mache dich auf den Weg, finde unterwegs heraus wie es geht, denke oft nach, passe Dich immer wieder an und finde den Weg, indem Du unhabhängige Momente aneinander reihst. Deshalb arbeiten wir in sechswöchigen Zyklen. Deshalb geben wir zu, daß Planung in Wirklichkeit mehr einer Schätzung entspricht. Deshalb entscheiden wir entsprechend dem, was wir denken, nicht dem was wir dachten.

Wie ein Eichhörnchen. Schau hin.

Jason Fried, Like a Squirrel

Seit einigen Wochen habe ich eine neue Angewohnheit: Alle drei Stunden alles stehen und liegen lassen und drei Minuten Pause einlegen. Alle drei Stunden drei Minuten Pause.

Ich stelle den Wecker auf 9 Uhr, 12 Uhr, 15 Uhr, 18 Uhr und 21 Uhr. Den Timer auf 3 Minuten. In der Pause komme ich zu mir, schaue mich um und überdenke meine Situation. Atmen, beobachten, nachdenken und bewerten. Wie das Eichhörnchen.

Oft ergeben sich dabei Ideen und neue Entscheidungen.

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Kreativität

Wissensökonomie

Sitzen Fotomontage: Johannes Sylvester 2019 aus der Serie „Satellitenbilder“ (Flickr)

Wissensökonomie

Wissen ist größtenteils frei verfügbar und zugänglich. 

Wikipedia, Google, Wissenschaftlerinnen*, Publizistinnen, Autorinnen, Kuratorinnen, Sucherinnen und Anwenderinnen nutzen es um Mehrwert zu erschaffen. Das Entstandene wird unter Umständen neues Wissen. 

Das Wissen ist kostenloses Rohmaterial, für jede frei verfügbar, wenn sie erstmal einen Internetzugang hat. Ansonsten gibt es Bibliotheken. 

Die Hürde ist nicht Guthaben oder Zugang, sondern ob man genügend Neugier und Vorstellungskraft hat.

*Männer sind bei der weiblichen Form mitgemeint.

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Alle schreiben

220416 Fotomontage: Johannes Sylvester 2022 aus der Serie „Oberfläche“ (Flickr)

Alle schreiben auf ihre Art

Das heißt, jede Person hat eine „Erzählung“, eine persönliche Geschichte, die ständig wiedererzählt, geprüft, auseinander genommen und wieder zusammen gesetzt wird. Die wichtigen Punkte der Geschichte ändern sich während jemand älter wird – was mit Zwanzig möglicherweise eine Tragödie war, wird mit Vierzig eine Komödie oder Nostalgie. Alle Kinder schreiben. (Und malen und singen.) Ich meine die wirkliche Frage ist, warum geben es so viele auf?

Everyone writes in a way; that is, each person has a „story,“ a personal narrative which is constantly being replayed, revised, taken apart, and put together again. The significant points in this narrative change as a person ages—what may have been tragedy at twenty is seen as comedy or nostalgia at forty. All children write. (And paint, and sing.) I suppose the real question is why do so many people give it up?

Margaret Atwood

Quelle: Newsletter von James Clear